Das Emulsionspulver bildet schließlich einen Polymerfilm. Im ausgehärteten Mörtel bildet sich ein System aus anorganischen und organischen Bindemitteln: ein sprödes, hartes Skelett aus hydraulischen Materialien und ein flexibles Netzwerk aus redispergierbarem Latexpulver in den Zwischenräumen und auf festen Oberflächen. Die Zugfestigkeit und Kohäsion des durch das Latexpulver gebildeten Polymerharzfilms werden erhöht. Dank der Flexibilität des Polymers ist die Verformungsfähigkeit deutlich höher als bei starren Zementsteinstrukturen. Das Verformungsverhalten des Mörtels wird verbessert, und die Spannungsverteilung wird deutlich verbessert, wodurch die Rissbeständigkeit des Mörtels erhöht wird. Mit zunehmendem Gehalt an redispergierbarem Latexpulver entwickelt sich das gesamte System plastisch. Bei hohem Latexpulvergehalt übersteigt die Polymerphase im ausgehärteten Mörtel allmählich die Phase des anorganischen Hydratprodukts, wodurch der Mörtel eine qualitative Veränderung erfährt und zu einem Elastomer wird, während das Hydratprodukt des Zements zu einem Füllstoff wird.
Zugfestigkeit, Elastizität, Flexibilität und Versiegelungsfähigkeit des mit redispergierbarem Latexpulver modifizierten Mörtels werden verbessert. Durch die Beimischung von redispergierbarem Latexpulver kann sich ein Polymerfilm (Latexfilm) bilden, der Teil der Porenwand ist und so die hochporöse Struktur des Mörtels versiegelt. Die Latexmembran verfügt über einen selbstdehnenden Mechanismus, der an der Stelle, an der sie im Mörtel verankert ist, Spannung ausübt. Durch diese inneren Kräfte wird der Mörtel als Ganzes erhalten, was die Kohäsionsfestigkeit des Mörtels erhöht. Die Anwesenheit hochflexibler und hochelastischer Polymere verbessert die Flexibilität und Elastizität des Mörtels. Der Mechanismus für die Erhöhung der Streckgrenze und Bruchfestigkeit ist folgender: Bei Krafteinwirkung werden Mikrorisse aufgrund der verbesserten Flexibilität und Elastizität verzögert, bis höhere Spannungen erreicht werden. Darüber hinaus verhindern die verwobenen Polymerdomänen das Zusammenwachsen von Mikrorissen zu durchgehenden Rissen. Somit verbessert das redispergierbare Polymerpulver die Bruchspannung und Bruchdehnung des Materials.
Der Polymerfilm im polymermodifizierten Mörtel hat einen entscheidenden Einfluss auf die Aushärtung des Mörtels. Das auf der Oberfläche verteilte, redispergierbare Latexpulver spielt nach der Dispergierung und Filmbildung eine weitere wichtige Rolle: Es erhöht die Haftung an den Kontaktmaterialien. In der Mikrostruktur des pulverpolymermodifizierten Fliesenklebemörtels und der Fliesenoberfläche bildet der Polymerfilm eine Brücke zwischen den glasierten Fliesen mit extrem geringer Wasseraufnahme und der Zementmörtelmatrix. Im Kontaktbereich zweier ungleicher Materialien besteht ein besonders hohes Risiko für die Bildung von Schwindrissen und damit für den Verlust der Kohäsion. Daher ist die Fähigkeit des Latexfilms, Schwindrisse zu heilen, für Fliesenkleber von großer Bedeutung.
Beitragszeit: 06.03.2023